Seit 1981 präsent in der Stadt – über 40 Jahre Welt-Brücke in Eichstätt
Die heutige „Welt-Brücke“ wurde im November 1981 als „Dritter Welt-Laden e.V.“ als gemeinnütziger Trägerverein des Ladens von 12 Mitgliedern gegründet und eröffnete kurz darauf sein erstes Ladengeschäft in der Ostenstraße. Die Gründung fand in einer Zeit statt, als viele neue soziale Bewegungen, neben der Umwelt-, Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung auch die Dritte-Welt-Bewegung, einen großen Aufschwung in der Bundesrepublik erlebten. Auch die Fairhandels-Bewegung gewann hier entscheidend an Schwung. Die Welt-Brücke entstand in Eichstätt nicht, wie vielerorts in Deutschland, auf Initiative einer Pfarrgemeinde. Die Mitglieder, darunter auch katholische Theologen bzw. Pfarrer, verstanden die Welt-Brücke als ein überkonfessionelles Projeket,das offen und unabhängig seine ideellen Ziele verfolgen sollte. Als eingetragener Verein versteht sie sich auch heute „parteipolitisch und konfessionell“ unabhängig, so die Satzung.
Schon bald nach der Gründung und Eröffnung des ersten kleinen Ladengeschäftes zog das ehrenamtlich getragene Geschäft in die Pedettistraße 2 um, wo es bis 1998 sein Sortiment und seinen Kundenstamm ausbaute. 1998 entschied sich das Team für einen Umzug in die Schlaggasse 2, dem heutigen Ladengeschäft. Der Name des Vereins wurde 2010 in „Welt-Brücke Eichstätt e.V.“ umgewandelt. 21 Jahren betrieben wir unseren Weltladen in der Schlaggasse, seit Juni 2020 haben wir unsere neuen größeren Ladenräumlichkeiten in der ehemaligen Marienapotheke bezogen – ganz zentral am Marktplatz. Freuen Sie sich mit uns über unseren rundum neuen, geräumigeren und modernen Weltladen!
Lesen Sie hier einen interessanten Überblick über die Gründungsgeschichte des Welt-Brücke e.V. von seinen Anfängen bis heute:
Lesen Sie hier einen interessanten Überblick von Elena Rössler, Studentin an der KU Eichstätt-Ingolstadt, über die Gründung und Entwicklung des Welt-Brücke e.V. von seinen Anfängen bis heute:
Dauer und Wandel – die WELT-BRÜCKE
Ein kleiner Laden in der Schlaggasse in Eichstätt mit einem Warensortiment von Kaffee, Tee, Schokoladen, exotischen Naschereien, Papierwaren, auch Geschirr, Kleidung bis hin zu Kunsthandwerk trägt den bedeutungsgeladenen Namen Welt-Brücke. Hinter dem Sprachbild steht die Idee, über Kontinente hinweg durch gerechtere Handelsbedingungen, „Fairen Handel“, den Gegensatz zwischen armen Ländern des Südens und reichen des Nordens zu überwinden.
Die Welt-Brücke in Eichstätt wurde im Herbst 1981 unter dem Namen „Dritte-Welt-Brücke“ als gemeinnütziger Trägerverein des Ladens von 12 Mitgliedern gegründet. Dies war in einer Zeit, als die neuen sozialen Bewegungen, die Umwelt-, Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung sowie die Dritte-Welt-Bewegung in der Bundesrepublik einen großen Aufschwung erfuhren. Viele junge Menschen haben sich hier politisch engagiert. Auch die „Fair-Handels-Bewegung“ gewann entscheidend an Schwung. Seit Mitte der 1960er Jahre hatten evangelische kirchliche Aktionsgruppen gegen Hunger und Unterdrückung zunehmend politisches Engagement entwickelt, aus dem auch die späteren Dritte-Welt-Läden entstanden. Koloniale Konflikte und das Gegenüberstehen der Großmächte auf Kosten der politisch und wirtschaftlich abhängigen Länder des Südens ließen die Sensibilität für die Verwobenheit in die Nord-Süd Problematik, für Unterdrückung, Ausbeutung und Benachteiligung von Menschen wachsen.
Beständigkeit der Grundhaltung
Es war eine christlich motivierte Solidaritätsbewegung. Die Gründungsmitglieder, die in Eichstätt die Idee des Weltladens vorangetrieben und umgesetzt haben, kamen u.a. aus der akademischen Mittelschicht, zum großen Teil aus der katholischen Jugendarbeit, aus der „kritischen Studentenschaft“, mehrheitlich, so erinnern sich frühere Mitglieder, waren es engagierte junge Frauen.
Die Welt-Brücke in Eichstätt entstand nicht auf Initiative einer Pfarrgemeinde wie viele andere Welt-Läden. Die Mitglieder, darunter auch katholische Theologen bzw. Pfarrer, verstanden die Welt-Brücke als ein überkonfessionelles Projekt, das offen und unabhängig seine ideellen Ziele verfolgen sollte. Als eingetragener Verein versteht sie sich auch heute „parteipolitisch und konfessionell unabhängig“, so die Satzung. Die Ehrenamtlichen betonen daher die gute Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche seit der Gründung.
Gegenwart und Zukunftsorientierung
Die Grundsätze des Ladens basieren auf Fairem Handel und Nachhaltigkeit. Ziel des Fairen Handels ist, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den sogenannten Entwicklungsländern zu verbessern und sich für Gerechtigkeit im internationalen Handel einzusetzen. Nachhaltigkeit kann als eine Voraussetzung für fairen Handel angesehen werden, wenn man sie als ein Handlungsprinzip versteht, das zu Wirtschafts- und Lebensweisen führen soll, die gegenwärtig lebenden Menschen und zukünftigen Generationen vergleichbare oder bessere Lebensbedingungen ermöglichen. Ein sorgsamer und gerechter Umgang mit Ressourcen bei der Produktion, dem Vertrieb und Verbrauch von Produkten bildet dann die Grundlage.
Mit dem erzielten Gewinn des Ladens unterstützt der Verein weltweit verschiedene Bildungseinrichtungen, ebenso Handelspartner_innen, die durch Naturkatastrophen in Not geraten sind oder größere Investitionen für den Fortbestand ihres Betriebes benötigen. Die überarbeitete Vereinssatzung von 2002 ermöglicht einen erweiterten Handlungsraum, der sich nicht ausschließlich auf sogenannte Entwicklungsländer bezieht. So startete die Welt-Brücke 2018 in Zusammenarbeit mit der KU Eichstätt-Ingolstadt eine Aktion, die Bildungsinitiativen in Flüchtlings-Camps im Libanon unterstützte.
Dauerhafte Veränderung durch Bewusstseinsbildung
Schon die Vereinssatzung von 1981 nennt auch die „Bewusstseinsbildung“ als Aufgabe. Vor Ort in Eichstätt und Umland geschieht dies durch eine vielfältige öffentlichkeits- wirksame Bildungsarbeit: in Schulen werden zum Beispiel Workshops angeboten. Menschen aus Fairtrade-Projekten werden nach Eichstätt eingeladen und geben Einblicke in ihre Lebensumstände und Lebensweisen. So können persönliche Kontakte zwischen Produzenten, Händlern und Verbrauchern geknüpft werden, die auferlegten Grundsätze des Kaufens und Verbrauchens befördern. Über die Bildungsarbeit sucht der Verein ein spezifisches Verständnis von fairen Wirtschafts- und Lebensweisen, des „guten Lebens“ zu vermitteln.
Dies zeigte auch das Anliegen, das Vertriebskonzept des fairen Handels auf die ganze Stadt Eichstätt zu übertragen („Fairtrade-Stadt“ 2014). Die Welt-Brücke ist beispielsweise Mitinitiatorin des Nachhaltigkeitsnetzwerkes „fairEInt-Initiative Nachhaltige Region Eichstätt“ mit Stadt, Universität und weiteren Institutionen, Gruppen, Vereinen sowie Privatpersonen. Diese Praxis ist zugleich eine gesellschaftspolitische Praxis. Man könnte von einer zeichenhaften Vergemeinschaftung von Alltagspraktiken des ethischen Kaufens und Konsumierens sprechen.
Lokale Perspektiven
Nach der Gründung des Ladens war der Gedanke des Helfens treibende Kraft, ökonomische Überlegungen stellte man zurück. Heute ist den ehrenamtlich Verantwortlichen klar, dass die ökonomische Tragfähigkeit des Ladens eine notwendige Grundlage ihres Engagements bildet.
Der Entscheidung, auch die eigenen Mitarbeiter_innen fair zu entlohnen oder kleine Aufwandsentschädigungen zu leisten, liegt die zunehmende Notwendigkeit von Professionalisierung zugrunde. Doch sie ist wohl auch auf eine geringere Bereitschaft zivilgesellschaftlichen Engagements zurückzuführen.
Text: Wir danken Frau Elena Rössler, Studentin an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, für diesen gelungenen Überblick über die Entstehung und Entwicklung der Welt-Brücke, den sie anlässlich der Ausstellung „Dauer und Wandel/Gesellschaft – Politik – Religion“ im Rahmen der „Kleinen Fächerwoche“ der KU im Januar 2020 verfasste.