Welt-Brücke für fairen Handel e.V.

PS 2019

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Oktober 2019

Faire Modenschau in der Johanniskirche

wbruecke

Mode ist immer schnelllebiger. Bis zu 50 Kollektionen bringen große Modeketten auf den Markt, und das pro Jahr! Kleidung darf nichts kosten und wird deshalb oft aus minderwertigen Materialen zu katastrophalen Bedingungen für Menschen und Umwelt hergestellt. In der Eichstätter Johanniskirche zeigte nun der Eine Welt Laden „Weltbrücke“, dass das auch anders geht.

Hier noch einige Eindrücke von unserer Modenschau in der Johanniskirche

Unsere talentierten Models aus der Eichstätter Ballettschule präsentierten unsere hochwertige und fröhlich-bunte Winterstrickmode mit Bravour auf dem Laufsteg in der Johanniskirche

September 2019

Die „längste faire Kaffeetafel der Welt“

Welt-Brücke lud anlässlich der Fairen Woche 2019 an einer liebevoll gedeckten langen Kaffeetafel zu fairem Kaffee und Kuchen ein

Viele Marktbesucher zögerten sichtlich, als sie die Einladung am Eingang des International House lasen: Fairer Kaffee und Kuchen an der „längsten Kaffeetafel der Welt“? Das Rätsel löste sich schnell auf: Anlässlich der bundesweiten Fairen Woche 2019 hatten das Team der Welt-Brücke, die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Eichstätt und die Faire Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt alle Bürgerinnen und Bürger zu fairem Kaffee und Kuchen an eine das komplette Foyer ausfüllende Kaffeetafel eingeladen.

Über 100 Besucher folgten im Laufe des Vormittags der Einladung und genossen nicht nur die riesige Auswahl selbst gebackener Kuchen aus fairen Zutaten und die originelle, aus urigem alten Kaffeegeschirr der letzten 50 Jahre gedeckte Kaffeetafel, sondern informierten sich auch über den Hintergrund des „längsten Kaffeetischs der Welt“ und Fairhandelsthemen, darunter insbesondere Kaffee. Denn als Unterstützer der Aktion „Coffee-fairday“ war es das Anliegen der Fairtrade-Engagierten der Stadt und Universität, auf die schwierige aktuelle Situation auf dem Kaffeemarkt hinzuweisen: „Dieser ist durch Dumpingpreise und die Folgen des Klimawandels stark bedroht“, so Welt-Brücke-Vorstandsmitglied Angelika Burghardt. „Obwohl sie die Pflanze mit den begehrten Kirschen anbauen, leben viele Familien in bitterer Armut.“ Daher sei die Mitwirkung an der bundesweiten Aktion „Coffee-fairday“ mit einer langen Kaffeetafel anlässlich der fairen Woche sofort aufgegriffen worden. Für jeden in Eichstätt gezählten Gast dürfen die Veranstalter nun einen Meter rechnen und dann mit allen in Deutschland durchgeführten „Kaffeetafel-Metern“ addiert wird. Das stolze Ergebnis: „Die landesweit zusammengetragene Länge der fairen Kaffeetafel nun knappe 45.000 Meter oder 45 Kilometer“, schmunzelt Burghardt.

Viele Gäste nahmen sich nach dem Markteinkauf Zeit, in ungezwungener Atmosphäre mit fairem Kaffee und Kuchen zu genießen, sich gemütlich mit anderen Gästen oder Bekannten zu unterhalten und schließlich noch Informationen über die Vorteile von fairem Kaffee mitzunehmen.

Denn Kaffee ist schließlich das Lieblingsgetränk der Deutschen. 163 Liter trinken die Bundesbürger pro Jahr, mehr als Mineralwasser oder Bier. Daher ist die globale Produktion in den vergangenen 15 Jahren auch um mehr als 20 Prozent gewachsen, wie die Gäste erfuhren. Weltweit werden mehr als zwei Milliarden Tassen Kaffee täglich getrunken, was einem Umsatz von rund 180 Milliarden Euro pro Jahr entspricht. Damit gehört Kaffee zu den wertvollsten Rohstoffen dieser Erde. Doch Kaffeebäuerinnen und -bauern erhalten nur wenig von den riesigen Erlösen. Bei dem aktuellen Weltmarktpreis von rund einem US-Dollar für ein Pfund Rohkaffee bekommen nicht-Fairtrade-zertifizierte Produzenten in Honduras, eines der wichtigsten Kaffee-Importländer für Deutschland, rund 130 US-Dollar für einen Sack Kaffeebohnen. Ihre Produktionskosten liegen jedoch bei rund 180 US-Dollar. Verkaufen Kooperativen ihren Kaffee zu Fairtrade-Bedingungen erhalten sie mindestens 210 US-Dollar – für Biokaffee sogar 250 US-Dollar.

Die Fairtrade-Engagierten wiesen auch darauf hin, dass 80 Prozent des Kaffees von rund 25 Millionen Kleinbauernfamilien produziert werden, die weniger als zehn Hektar Land besitzen: „Viele leben von weniger als zwei Dollar pro Tag, oft in abgelegenen Gegenden, und sind mit vielfältigen Problemen konfrontiert“, so Burghardt. Nur der Fairtrade-Kaffee sei ein Konzept, das Kleinbauernfamilien hilft, sich aus dieser Spirale zu befreien, zumal die Familien vor großen Herausforderungen stehen – zum Beispiel dem Klimawandel und Auftreten bestimmter neuer Schädlinge und Krankheiten, die durch den Temperaturanstieg begünstigt. Darüber hinaus verfügen die Kleinbauernfamilien, die nicht in Kooperativen zusammengeschlossen sind, über eine schwache Verhandlungsposition: sie sind lokalen Händlern schutzlos ausgeliefert. Generell haben nur Wenige das Sagen in der Kaffee-Lieferkette: sie wird dominiert von einer kleinen Anzahl von multinationalen Handels- und Röstfirmen. Nur fünf multinationale Konzerne beherrschen 45% des Kaffeemarkts.

Fairtrade-Kaffee mache daher einen großen Unterschied, erläuterten die Fairtrade-Engagierten ihren Gästen. Der Zusammenschluss in Kooperativen bringe höhere Verhandlungsmacht, die Möglichkeit, Anschaffungen gemeinschaftlich zu tätigen, einen vereinfachten Zugang zu Finanzierung und gegenseitiges Lernen und Austausch. Der Fairtrade-Mindestpreis stelle bei schwankenden Weltmarktpreisen ein Sicherheitsnetz dar. Denn die Fairtrade-Prämie ermögliche Investitionen in soziale Projekte sowie in produktivitätssteigernde Maßnahmen.

Außerdem verfügten die Angehörigen einer Kaffeekooperativen über ein Mitspracherecht; sie entscheiden gemeinsam, in welche Projekte die Fairtrade-Prämie investiert werden soll. Ganz besonders wichtig, so die Kaffeetafel-Veranstalter, sei inzwischen die Unterstützung der Bauern bei der Anpassung an den Klimawandel geworden: „Es kann mehr Geld in Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel und alternative Anbaumethoden fließen“, so Burghardt.

Mit diesen Informationen im Kopf und dem guten Gefühl, zu der bundesweit knapp 45.000 Meter langen Kaffeetafel beigetragen zu haben, schmeckte der faire Kaffee dann noch besser: „Eichstätt war mit 100 Metern dabei!“, verkündeten die Fairtrade-Engagierten zum Abschluss freudestrahlend.

Dagmar Kusche, erschienen im Eichstätter Kurier